Für Jungpflanzenbetriebe ist ausreichendes und qualitativ hochwertiges Wasser das Nonplusultra. “Was die Wasserqualität anbelangt, so ist Regenwasser durch nichts zu toppen. Unser Betrieb kommt 128 Tage ohne jegliche Niederschläge aus. Dennoch denke ich über zusätzliche Speicherkapazitäten nach”, so René Denis von Denis-Plants aus dem belgischen Beervelde (Lochristi).
Redakteur: Ivan De Clercq, AVBS, im Auftrag von VLAM
“Wir haben genug Wasser, erwägen aber zusätzliche Speicherkapazitäten”
Denis-Plants verkauft jedes Jahr knapp zehn Millionen abgehärtete Jungpflanzen aus Gewebekultur. Das Portfolio umfasst zirka 700 verschiedene Pflanzen. 150 Arten von Heuchera, aber auch Cordyline und Rosanne-Geranien sind die zahlenmäßig am stärksten vertretenen Jungpflanzen. "Unsere Vorliebe gilt Nischenprodukten, exklusiven Pflanzen, Pflanzen, die viel Fachwissen erfordern, oder Pflanzen, die in Exklusiv-Verträgen für uns kultiviert werden”, erklärt Geschäftsführer René Denis.
Das Unternehmen beschäftigt rund 25 Mitarbeiter an seinem Stammsitz, die zu Spitzenzeiten durch etwa 30 Zeitarbeitskräfte unterstützt werden. Die Vermehrung über Gewebekulturen erfolgt in den firmeneigenen Labors in Vietnam und Botswana. Die vorausgehende Forschung und Entwicklung findet in Beervelde statt. Insgesamt verfügt das Unternehmen über drei Hektar Gewächshäuser. Der Wasserspeicher hat ein Volumen von 4,5 Millionen Liter.
Wiederverwendung und Verdünnung
"Ich kann nur jedem raten, der Platz für zusätzliche Wasserspeicher hat, sich für diese Investition zu entscheiden: Der Tag wird kommen, an dem Wasser sehr teuer wird", ist Denis fest überzeugt. Am heutigen Standort wird das gesamte Wasser seit mehr als 30 Jahren wiederverwendet.
Die Kombination aus Sieb, Papier-, Sand- und UV-Filter garantiert die Wasserqualität. Auch die elektrische Leitfähigkeit (EC), als Indikator für den Nährstoffgehalt, ist kein Problem. Nennenswerter Vorteil ist, dass für Jungpflanzen keine hohe Düngekonzentration erforderlich ist. "Darüber hinaus verdünnen wir das wiederverwendete Wasser stets mit frischem Regenwasser. So können wir die Nährstoffzufuhr stets problemlos dosieren".
Strenge Überwachung
Denis-Plants hat keine Angst davor, durch das Wasser diverse Schimmelpilze und Krankheitserreger neu anzusiedeln. "Das Thema Pilzbefall hat das Unternehmen sehr gut unter Kontrolle. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist niedrig. Das kommt nicht von ungefähr: Man muss in puncto Pflanzengesundheit sehr wachsam sein. So platzieren wir zahlreiche Klebefallen zur Schädlingskontrolle. Falls z. B. aufgrund von Spinnmilben chemische Behandlungen erforderlich sind, bevorzugen wir ein schnelles und gezieltes Eingreifen, statt abzuwarten und dann großflächig zu behandeln.”
Der gehobene Anspruch beginnt beim Endverbraucher
Die Dokumentierung sämtlicher Pflanzenschutzmittel ist elementarer Bestandteil jeder Zertifizierung. Als die Umweltzertifizierung VMS - jetzt MPS – aus der Taufe gehoben wurde, gehörte Denis-Plants zu den ersten Zertifizierten. "Wir sind stolz auf dieses Siegel, aber gleichzeitig möchte ich relativieren: In erster Instanz sollte ein Unternehmen den hohen Anspruch an sich selbst stellen, sämtliche Betriebsvorgänge zu dokumentieren und zu optimieren – statt es für andere zu tun.”
Im Nachhaltigkeitsstreben wird die pflanzenschutzfreie Erzeugung bzw. der biologische Pflanzenschutz bevorzugt. "Selbstverständlich sind wir für den biologischen Pflanzenschutz, wer ist das nicht? Bei den Mutterpflanzen erzielen wir durchaus auch Erfolge. Aber ein vollständiger biologischer Pflanzenschutz ist derzeit nicht möglich. Die Jungpflanzen verbleiben nur für zwölf Wochen in unserem Gewächshaus; biologischer Pflanzenschutz benötigt aber mehr Zeit. Zudem gilt bei unseren Kunden die Nulltoleranz in puncto Krankheiten und Schädlinge. Im Endeffekt geben unsere Kunden die gehobenen Ansprüche der Endverbraucher an uns weiter. Besonders bei tropischen Zimmerpflanzen wünscht sich der Verbraucher eine perfekte Pflanze. Bei Stauden, die im Garten ausgepflanzt werden, sind die Ansprüche nicht so hoch".
Nahezu jedes Unternehmen, das nachhaltig orientiert ist, verfügt über Sonnenkollektoren. Bei Denis-Plants ist bisher keine Spur davon zu sehen. "Immer wieder denke ich darüber nach, aber so ganz überzeugt war ich noch nie. Für unser Forschungslabor wäre es durchaus denkbar, aber in den Gewächshäusern frisst die Beleuchtung die meiste Energie. Und genau dann, wenn die Kollektoren produzieren, brauche ich die Energie nicht. Sobald erschwingliche Batterien mit ausreichender Kapazität auf den Markt kommen, bin ich der Erste, der das in Angriff nimmt". Angesichts der großen Vielfalt an Kulturen ist LED-Beleuchtung derzeit keine Option.
Ökonomische Nachhaltigkeit
Die ökonomische Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Pfeiler der Nachhaltigkeitsstrategie. Nach Ansicht von Réne Denis war die Entscheidung, das eigene Labor nach Vietnam und Botswana auszulagern, unabdingbar. "Es ist ganz einfach: Wenn wir das nicht getan hätten, gäbe es uns heute nicht mehr und sämtliche Arbeitsplätze wären verlorengegangen. Dasselbe gilt für die automatische Sortierlinie. Langfristig gewinnen wir Arbeitsplätze, statt sie zu verlieren.”
Nach Plan
Die Corona-Pandemie hat den Handelsbeziehungen in der gesamten Wertschöpfungskette arg zugesetzt. Die Herausforderungen der Jungpflanzenunternehmen waren in erster Linie logistischer Natur. Kundenstornierungen waren an der Tagesordnung. Anschließend folgten Stornierungen der Stornierungen. Ein Unternehmen, das nach stringentem Zeitplan arbeitet, stellt das vor zahlreiche praktische Probleme. "Wir produzieren keine Pflanzen, die noch nicht verkauft sind. Aufgrund der strikten Planung kann ich die Bilanz für den 31. Dezember bereits am 1. Januar erstellen. Erst kommt der Verkauf und dann die Produktion. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich die gesamte Landwirtschaft und der Gartenbau in dieser Richtung weiterentwickeln wird und muss. Dafür sind das erforderliche Kapital und die Risiken zu groß geworden".
Gemeinsam an einem Strang
In der Corona-Krise war Angst in der gesamten grünen Branche verbreitet. Erzeuger reagierten panisch und verwiesen vielfach auf Verträge mit Züchtern. "Aus ökonomischer Hinsicht sind die Probleme ausdiskutiert und begradigt worden. Schade für die gesamte Energie. In solchen Krisensituationen ist es besser, als Branche an einem Strang zu ziehen, statt sich als Einzelkämpfer um seine Interessen zu kümmern. Nur so lassen sich die besten Lösungen erzielen".
Denis-Plants sieht die Zukunft für das eigene Unternehmen positiv. Das Ziel ist nach wie vor, den Umsatz in fünf Jahren zu verdoppeln. "Coronabedingt fällt das Wachstum geringer aus, als erwartet, aber das Ziel ist immer noch realistisch". Das Unternehmen hofft, dieses Ziel durch die Aufstockung seines Angebotes zu erreichen. Darüber hinaus experimentiert Denis gerne mit neuen Ideen, wie zum Beispiel der Entwicklung einer vertikalen grünen Wand.
Denis sieht die Zukunft der gesamten Branche positiv. "Für bestimmte Unternehmen und Kulturen ist Corona zum Albtraum geworden. Im Nachhinein könnte sich Corona sogar als Geschenk für die Branche erweisen. Die Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause. Pflanzen sind das ideale Low-Budget-Mittel, um die eigene Umgebung zu verschönern. Auch junge Menschen kaufen jetzt Blumen und Pflanzen. Wenn nur zehn Prozent dieser neuen Verbraucher der grünen Branche treu bleiben, steht uns eine rosige Zukunft bevor.”
Denis Plants in Zahlen
- Mitarbeiter:
- 1 Geschäftsführer
- 7 (Teilzeit-)Büroangestellte
- 17 fest angestellte Mitarbeiter
- 30 Saisonkräfte
- Betriebsfläche:
- 1 ha Warmhaus
- 2 ha Kalthaus
- Export: 85 % des Umsatzes
Anteil der Exportziele- 60 % Niederlande
- 4 % Frankreich
- 3 % Deutschland
- 8 % Großbritannien
- Wichtigste Exportschlager
- Abgehärtete Jungpflanzen von tropischen Pflanzen aus Gewebekultur: Calathea, Marantaceae, Cordyline, …
- Abgehärtete Jungpflanzen von Stauden aus Gewebekultur: Agapanthus, Agastache, Bergenia, Brunera, Geranium, Hakonochlea, Helleborus, Heuchera, Hosta, Kniphofia, Panicum, Percicaria, Salvia,…