Eine 800 Meter lange Pipeline zu einem großflächigen See bietet Erik Boterdaeles Unternehmen in Wetteren eine quasi unerschöpfliche zusätzliche Wasserquelle für seinen Betrieb. Das bedeutet aber keineswegs, dass im Betrieb verschwenderisch mit Wasser umgegangen wird. „Ich möchte einen größeren Wasserpuffer auf dem Betriebsgelände. Wasser ist die Lebensader unseres Betriebs“, stellt Boterdaele nüchtern fest.
Redakteur: Ivan De Clercq, AVBS, im Auftrag von VLAM
„Wasser ist die Lebensader des Unternehmens“
Das Unternehmen verfügt über ca. 1 ha Fläche unter Glas und 3,5 ha Containerfelder im Freien. Hauptsächlich werden Freilandpflanzen wie Aucuba, Euonymus, Hebe, Prunus und Fatsia japonica kultiviert. Vor ungefähr zehn Jahren beschloss Boterdaele auf dem Gelände kräftig in Wassersilos zu investieren, obwohl die Pipeline zum nahegelegenen See schon immer vorhanden war.
Regenwasserzisternen
„Im Laufe der Zeit investierten mehr und mehr Berufskollegen in die Wasserspeicherung. Da wir im Bedarfsfall auf den See zurückgreifen konnten, stellte sich die Frage für uns zunächst nicht. Die Gesetzgebung zur Wasserqualität wurde jedoch immer strenger. Die Entwicklung hin zu einer möglichst geringen Wasserableitung war zu diesem Zeitpunkt bereits klar“, sagt Boterdaele. Das gesamte Regenwasser aus den Gewächshäusern und dem Schuppen wird jetzt gesammelt. Nur bei Engpässen wird Wasser aus dem See zugeführt. Die Niederschläge, die auf das Containerfeld fallen, werden in Zisternen gesammelt. Von dort werden sie zum Sandfilter gepumpt. Dieses gereinigte Wasser wird dann mit dem Regenwasser gemischt.
Risiken vermeiden
Im Winter sind die Containerfelder überwiegend leer. Während der Wasserverbrauch sinkt, steigen die Niederschlagsmengen. Infolgedessen wird im Winter regelmäßig Wasser abgelassen. Boterdaele möchte in Zukunft dieses Wasser speichern; deshalb erwägt er, ein zusätzliches Becken oder einen Teich anzulegen. Das Regenwasser wäre bestens geeignet für den Anbau von Prunus. „Mit einem EC-Wert (Leitfähigkeit) von 0,7 ist das Wasser aus dem See, auf das ich stets zurückgreifen kann, von guter Qualität. Einige Pflanzen wie Prunus sind jedoch besonders empfindlich. Um beispielsweise das Risiko brauner Blattränder zu vermeiden, möchte ich noch mehr Regenwasser einsetzen. Folglich muss ich mehr Regenwasser sammeln.“
First Flush sammeln
Auch die Gesetzgebung kann möglicherweise zu zusätzlichen Investitionen in die Wasserspeicherung führen. Die bevorstehende First-Flush-Gesetzgebung wird uns verpflichten, die ersten 100 m3 von plötzlich einsetzendem starken Niederschlag aufzufangen. Für den Betrieb von Erik Boterdaele stellt das nur dann ein Risiko dar, wenn der Sandfilter das starke Wasseraufkommen nicht zeitnah verarbeiten kann. Zusätzliche Zisternen könnten hier gegebenenfalls Abhilfe schaffen.
Zusätzliches Prüfsiegel, zusätzlicher Trumpf
Der verantwortungsvolle Umgang mit Regenwasser ist Teil der Unternehmensphilosophie eines jeden nachhaltigen Betriebs. Das Unternehmen von Erik Boterdaele ist MPS A- und GLOBALG.A.P.-zertifiziert. „Ich vermute, dass GLOBALG.A.P. zum Standard wird, aber meiner Erfahrung nach ist es sowieso ein zusätzlicher Vorteil, wenn man – vor allem für Einzelhandelsangebote – mit einem zusätzlichen Prüfsiegel auftrumpfen kann. Sobald ein Prüfsiegel erlangt wurde, ist der Aufwand für das nächste Prüfsiegel normalerweise nicht mehr so groß.“
Vakuum und Taupe
Aus Umweltgründen entschied sich Erik Boterdaele für Vakuumtöpfe statt für Spritzgusstöpfe. Diese Töpfe enthalten 30 Prozent weniger Kunststoff und werden aus wiederverwertetem Kunststoff aus Verbraucherverpackungen hergestellt. „Die neuen Töpfe haben sich, auch in puncto Robustheit, bewährt. Für die größeren Topfgrößen entscheide ich mich allerdings immer noch für Spritzgusstöpfe, weil sie im Betrieb länger halten müssen und doch wesentlich robuster sind.“ Ab diesem Jahr haben wir auf taupefarbene Töpfe umgestellt, um die Diskussion über die schwarzen Töpfe zu vermeiden, die insbesondere in Großbritannien geführt wird.
Automatisierung birgt viele Vorteile
Erik beschäftigt derzeit sechs festangestellte Mitarbeiter, denen in der Regel drei bis vier Saisonarbeiter zur Seite stehen. Die betrieblichen Aktivitäten werden maximal in der Automatisierungslinie ausgeführt. Die Pflanzen werden, falls möglich, mit einem Gabelstapler umgestellt. „Automatisierung wird oft als Mittel gesehen, um die Mitarbeiterzahl zu reduzieren. Durch die Automatisierung konnten wir weiter expandieren. Wir haben nie mit weniger Menschen gearbeitet.“
Für Erik ist eine Automatisierungslinie nicht nur dazu da, schnellere Arbeit zu ermöglichen, sondern sie ist vor allem auch eine Methode, um einfacher und vor allem flexibler zu arbeiten. „Früher haben wir mehr mit Förderbändern gearbeitet. Jetzt ist es einfacher, Hand in Hand mit dem Gabelstapler zu arbeiten: zum Beispiel Bestellungen vorbereiten und gleichzeitig eintopfen.“
„Jeder ist von Amazon beeindruckt, aber wir machen das Gleiche.“
Wie Amazon
Diese Flexibilität ist im Tagesgeschäft sehr nützlich. „Wer ist nicht beeindruckt von der Logistik von Amazon oder Bol.com, aber wir machen hier tatsächlich das Gleiche. Bestellungen, die hier am Morgen eingehen, werden am Nachmittag in Aalsmeer oder Naaldwijk geliefert. Natürlich wäre es einfacher, wenn man einen Tag Vorsprung hätte. Wir verstehen uns als ‘Räderwerk, dessen Zahnräder ineinandergreifen‘ was letztendlich zum Erfolg führt. Diese Flexibilität ermöglicht es uns, Kunden zu bedienen, die wir sonst nicht hätten.“ Etwa 55 bis 60 Prozent der Pflanzen gehen in die Niederlande. „Für uns sind die Niederlande nicht mehr das Ausland.“
Zusammenarbeit mit anderen Erzeugern
In der Gegend um Gent sind zahlreiche Gartenbaubetriebe angesiedelt, die sehr eng mit den Niederlanden zusammenarbeiten. Die Konkurrenz ist groß, deshalb muss man hervorstechen, beispielsweise durch innovative Sorten. „Wir sind Teil des niederländischen Erzeugerverbandes Addenda. Das ist ein Züchterverband von 18 Produzenten, die unter anderem in die Pflanzenzucht investieren. Dadurch können wir uns als Unternehmen mit neuen Hebe-Sorten auf dem Markt differenzieren. Wer mit Neuheiten auftrumpft, hat seinen Kunden etwas zu bieten. Zudem sind Neuheiten vielfach besser als ältere Sorten, etwa in Bezug auf die Krankheitsanfälligkeit. Wer hier punktet ist auch nachhaltig unterwegs.“
Neben dem Züchterverband arbeitet Boterdaele auch mit fünf anderen belgischen Unternehmen unter dem Markennamen BE.Plants zusammen. „Wir alle produzieren Pflanzen, haben vielfach gemeinsame Kunden und ergänzen uns perfekt. Gemeinsam besuchen wir Messen und Kunden und verschicken gemeinsame Mailings. Wir treffen uns auch regelmäßig, um aktuelle Themen zu besprechen und Herausforderungen offen anzugehen. Auch wenn wir dabei unsere Komfortzone ein wenig verlassen müssen, kann ich Unternehmen, die im Gruppenverband denken möchten, diesen Schritt nur empfehlen.“
Boterdaele Erik bvba in Zahlen
- Mitarbeiter:
- 1 Geschäftsführer mit 1/5 Unterstützung der Ehegattin in der Verwaltung
- 1 Büroangestellte (die teilweise im Betrieb aushilft)
- 5 fest angestellte Mitarbeiter
- 3,5 Saisonkräfte
- Betriebsfläche:
- 3,5 ha Freiland
- 1 ha Warmhaus (frostfrei, lediglich die Stecklingsabteilung wird beheizt)
- 0,5 ha frostfreies angemietetes Gewächshaus (zur Überwinterung der Pflanzen von November bis März)
- Export: 58 % des Umsatzes
Anteil der Exportziele- 46 % Niederlande
- 6 % Frankreich
- 2 % Deutschland
- 2 % Großbritannien
- 2 % Ungarn, Italien, Luxemburg, Portugal,…
- Wichtigste Exportschlager
- Hebe Addenda
- Prunus laurocerasus Rotundifolia, Caucasica, Novita
- Euonymus japonica + fortunei (# soorten)
- Fatsia japonica
- Aucuba japonica Variegata
- Hedera canarensis Montgommey + Hedera helix Hibernica
- Asparagus densiflorus Sprengeri